Wieder erweckte Weiblichkeit

Im ersten Teil zum Monatsthema Skorpion bin ich darauf eingegangen, all das, was wir bisher geschaffen haben, zu hinterfragen und wenn nötig, einengende Fesseln zu sprengen. In diesem zweiten Teil möchte ich gern ein Thema erstmals ansprechen, das mir seit vielen Jahren besonders am Herzen liegt. Es geht um das komplexe Thema Weiblichkeit und deren Fesseln in unserer westlichen Gesellschaft, um die Spaltung des Weiblichen in gut und böse und den Mut, alte Rollen abzulegen und weibliche Qualitäten zu umarmen und zu leben. Wunderbar dazu passt der heutige Vollmond im Zeichen Stier als Inbegriff in Form gebrachter Weiblichkeit.

Die Gaben Skorpion-betonter Frauen

Im Zeichen des Skorpions geht es heute um Skorpion-betonte Frauen oder Frauen mit einem stark gestellten Pluto (dem Herrscher über das Zeichen Skorpion) im Geburtshoroskop. Sie haben eine besondere Gabe, hinter den Vorhang zu schauen, in die Tiefe zu gehen und das Geheimnisvolle aufzudecken, was andere Menschen so gern verbergen wollen. Bei ihnen hat sich schon früh ein großes Interesse gezeigt, manchmal auch eine Ambivalenz, an mystischen oder übersinnlichen Themen. Oft nannte man sie schon als Kinder schwierig oder anstrengend. Diese Frauen wissen um ihre intensiven Gefühle, Leidenschaften und ihre besondere sexuelle Energie. Leben und Tod sind hier eng miteinander verbunden. Sie sind oft Heilerinnen, Therapeutinnen, Zauberinnen, Schamaninen oder auf irgendeine Art Geburtshelferin. Früher wurden viele von ihnen als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Man(n) hatte wohl besonders viel Angst vor ihren Gaben.

Gift kann heilen oder töten

Für den Umgang mit dem Gift im Stachel des Skorpions muss das richtige Maß gefunden werden. Denn ob es heilt oder tötet, hängt von der Dosierung ab. Das ist eine wichtige Aufgabe Skorpion-betonter Menschen. Im übertragenden Sinn heisst dies, dass Heilung für sich selbst und dann für andere bedeutet, aus dem Umbewussten, dem Reich des Schattens wieder aufzusteigen und das Dunkle am Menschsein anzunehmen, sich damit zu versöhnen und leben zu lassen. Wenn dies nicht gelingt, dann richtet sich der Stachel gegen das Leben. Hier sind durchaus auch fixe Vorstellungen und Erwartungen an sich selbst und andere Menschen gemeint, die so hoch sind, dass sie nicht erfüllt werden können und so das Leben verhindern. Dabei soll Wandel und Transformation von Altem, starre Formen und Fixierungen aufbrechen und wahrhaftige Lebendigkeit zurückbringen.

Die Spaltung des Weiblichen

Wie steht es um das Weibliche, um Weiblichkeit in unserer Gesellschaft? Das Weibliche wurde in der patriarchalen Gesellschaft vor langer Zeit gespalten in gut und böse, in Heilige und Hure, in gute Fee und böse Hexe. Das Eine wurde akzeptiert, das Andere abgelehnt und verb(r)annt.

Das hat dazu geführt, dass ein Teil der weiblichen Qualitäten über viele Generationen ungelebt blieb oder aus Angst im Verborgenen ein trauriges Dasein fristen musste. Puh, es ist auch gerade sehr bedrückend für mich, weil mir wieder so bewusst wird, wie lange wir Frauen das mit uns rumgetragen haben von Generation zu Generation. Und wie immer, wenn ein wesentlicher Teil verdrängt wird oder nicht sein darf, dann können wir uns nicht voll entfalten. Dann fehlt etwas ganz Wichtiges, um zufrieden zu sein. Es fehlt im jeweiligen Menschen und damit auch allgemein im Zusammensein mit anderen und letztlich in der Gesellschaft.

So ist ein großes Ungleichgewicht zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit entstanden. Das betrifft zum einen die Weiblichkeit der Frau aber auch die weiblichen Anteile im Mann. Gerade im Berufsleben sind weibliche Qualitäten kaum nachgefragt – man braucht nur ein paar Stellenanzeigen zu lesen…

Mir ist es viele Jahre ebenso ergangen, ohne dass ich benennen konnte, was mir eigentlich genau gefehlt hat.

Weiblichkeit und Männerwelt

Ich arbeitete in Großunternehmen und passte mich irgendwie an erwünschte Verhaltensweisen an. Ich arbeitete pflicht- und verantwortungsbewusst, lieferte pünktlich, baute auf mein Fachwissen und kam ganz gut zurecht, wenn ich mich sachlich und rational verhielt. Zu spät merkte ich, wie viel Kraft mich das kostete und wäre oft genug am liebsten geplatzt vor Wut über schreiende Ungerechtigkeiten. Eine Karriere in diesem Umfeld erschien mir wenig erstrebenswert.

Stattdessen begann ich, mich mit meiner eigenen Entwicklung zu beschäftigen – zunächst im Außen und dann im Inneren. Ich machte eine Farbberatung, kaufte mir statt dunkler Anzüge Kleider, farbige Röcke, Shirts und Blusen und war so der kleine Farbtupfer im täglichen Einerlei gedeckter dunkler Anzüge. Ich beschäftigte mich mit meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung machte eine Coaching-Ausbildung und zahlreiche Fortbildungen. Allerdings war ich auch schon immer widerspenstig, denn etwas in mir rebellierte einfach zu gern gegen zu viel Anpassung, zu viel Ja-Sagen zu gegebenen Umständen und Vorstellungen. In den Strukturen und Fesseln von Großunternehmen steckte ich deshalb in einem dreifachen Zwiespalt. Ich arbeitete in einem Bereich, der mir nicht mehr gefiel, durfte mich nur in den von meinem Chef ganz eng gesteckten Grenzen bewegen, die mir die Luft zum atmen nahmen und musste auch noch überwiegend männliche Verhaltensweisen kultivieren. Das war für mich als Venus- und Skorpion-betonte Frau sehr schmerzhaft und machte mich schließlich krank.

Zeit, verletzte Weiblichkeit zu heilen

Es war schwer, sanft, liebevoll, mitfühlend und auf weibliche Art kreativ zu sein in einem Umfeld, in dem ich gefühlt keinen Raum hatte, es auf Zahlen, Daten, Fakten, Zielerreichung, Durchsetzungsvermögen und Sachlichkeit ankommt. Als sensible und durchlässige Frau hat mich dieses Umfeld tief durchdrungen. Erst durch einen Burn-out kam ich wieder in Kontakt mit meiner weiblichen Energie und konnte endlich weinen. Weinen über einen Verlust an Kreativität, Lebensfreude und Leichtigkeit. Mein aufgerautes wundes Ich fing langsam an zu erkennen, aufzuarbeiten und zu heilen. Ich habe in dieser Zeit auch erkannt, dass ich mir mit dieser Tätigkeit ein gutes finanzielles Polster geschaffen habe. Das hat mir im Nachhinein ermöglicht, ohne Druck gesund zu werden, auszuprobieren, wie ich meine Bestimmung am besten verwirkliche und mir dafür Unterstützung zu holen.

Diese vorgeschriebenen Rollen, die die schöpferische Weiblichkeit vieler Frauen maskieren, sie dürfen und sollen Schritt für Schritt abgelegt werden. Meinen Teil dazu beizutragen, Weiblichkeit und eine weibliche Spiritualität auf zeitgemäße Weise hier in unserer Gesellschaft zu leben, das ist mir ein besonderes Anliegen.

Heute um 14:34 Uhr steht der Sonne im Skorpion der Vollmond im Zeichen Stier exakt gegenüber. Neben der Sonne steht Merkur. Es ist also ein guter Zeitpunkt darüber zu reflektieren und zu reden, welche Werte und Ziele du hast, wie du als Frau am liebsten leben willst. Wenn du dich nahbar und offen zeigst und darüber sprichst, hast du die Chance, Seelengefährten, Gleichgesinnte und andere Geburtshelferinnen anzuziehen. Frauen, die tief verbunden sind mit dem natürlichen Zyklus, die sich inspirieren und sich auf ihrem Weg wechselseitig stärken und ermutigen – auch das darf wieder mehr in unser Leben kommen.

Der Vollmond im Stier steht in einem weiblichen Zeichen, im ersten Erdzeichen des Tierkreises und reflektiert die Energie der Sonne. Stier ist der Inbegriff für Mutter Erde – weibliche Energie in feste Form gebracht. Wie wäre es, zur Feier dieses Vollmonds ein schönes Kleid oder einen schmeichelnden Rock zu tragen, dich bewusst in Mutter Erde zu verwurzeln, es dir gut gehen zu lassen und das zu tun worauf du Lust hast. Und wenn du magst, dann nimm dir heute Abend Zeit, den Vollmond anzuschauen und zu meditieren.

Ich wünsche dir eine verwandelnde Vollmondnacht.

Von Herzen

Gabriele